
Eine Untersuchung der Blutwerte gehört zu den Routineuntersuchungen bei einem Arztbesuch. Aus einem großen oder kleinen Blutbild können viele Schlussfolgerungen über den gesundheitlichen Zustand der Patientin oder des Patienten getroffen werden (1).
Häufig kommt es bei der Betrachtung der Blutwerte jedoch zu Unsicherheiten. Was bedeuten meine Ergebnisse, wie verstehe ich meine Blutwerte eigentlich richtig? Dieser Artikel soll dir daher dabei helfen deine Blutwerte zu verstehen und richtig zu deuten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Blutwerte verstehen: Was du wissen solltest
- 2.1 Was wird bei einem kleinen Blutbild untersucht?
- 2.2 Was wird bei einem großen Blutbild untersucht?
- 2.3 Was sind die wichtigsten Blutwerte?
- 2.4 Wann und wie oft sollte ich meine Blutwerte untersuchen lassen?
- 2.5 Was Bedeuten die Abkürzungen der Blutwerte?
- 2.6 Welche Blutwerte deuten auf eine Entzündung hin?
- 2.7 Was sind Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyte?
- 2.8 Was sind Triglyceride?
- 2.9 Was sind meine Leber- und Nierenwerte?
- 2.10 Was sind die wichtigsten Blutwerte für Vegetarier und Veganer?
- 3 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Um deine Blutwerte zu testen, wird dir Blut abgenommen, welches in einem Labor in seine verschiedenen Bestandteile zerlegt und dann untersucht wird. Je nach Interesse werden verschiedenste Untersuchungen durchgeführt.
- Es gibt die Möglichkeit ein kleines oder ein großes Blutbild anzufertigen. Dies wird je nach Interesse entscheiden.
- Blutwerte enthalten viele Informationen. Sie können beispielsweise Hinweise auf Mangelerscheinungen, Krankheiten oder gar auf die Auslöser von Krankheiten geben.
Blutwerte verstehen: Was du wissen solltest
Um etwas mit dem Ergebnis deiner Blutuntersuchung anfangen zu können, haben wir im folgenden Abschnitt einige der wichtigsten Fragen für dich beantwortet. Hiermit solltest du deine Blutwerte verstehen können.
Was wird bei einem kleinen Blutbild untersucht?
Bei einem kleinen Blutbild werden die roten und die weißen Blutkörperchen gezählt, es wird der Blutfarbstoff Hämoglobin und der prozentuale Anteil der Zellen am Blutvolumen gemessen. Des Weiteren werden Größe und Färbung der roten Blutkörperchen betrachtet (2).
Was wird bei einem großen Blutbild untersucht?
Im Vergleich zum zuvor erörtertem kleinen Blutbild, werden zusätzlich zu den Werten der kleineren Untersuchung die Blutplättchen und die Verteilung der weißen Blutkörperchen gezählt (2).
Was sind die wichtigsten Blutwerte?
- Leukozyten (Leuko) = Die Anzahl der weißen Blutkörperchen
- Erythrozyten (Ery) = Die Anzahl der roten Blutkörperchen
- Thrombozyten (Thrombo) = Die Anzahl der Bluttplättchen
- Hämoglobin (Hb) = Der Blutfarbstoff
- Hämatokrit (Hk) = Die Dick- oder Dünnflüssigkeit des Bluts
Bei dem großen Blutbild kommen diese Werte hinzu:
- Granulozyten – sie werden häufig in vier Untergruppen unterteilt:
Stabkernige neutrophile Granulozyten (STAB)
Segmentkernige neutrophile Granulozyten (SEG)
Eosinophile Granulozyten (EOS)
Basophile Granulozyten (BASO) - Monozyten (MON)
- Lymphozyten (LEUK)
Es handelt sich hierbei bei jedem Wert um eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, welche jeweils einen wichtigen Bestandteil des Immunsystems darstellt.
Wann und wie oft sollte ich meine Blutwerte untersuchen lassen?
Um deine Gesundheit im Blick zu haben, solltest du deine Blutwerte regelmäßig checken lassen. Bei der Frage wie oft genau gehen die Meinungen leicht auseinander. Oft wird dazu geraten einmal im Jahr eine Blutuntersuchung zu machen, manche Ärztinnen und Ärzte empfehlen eine Untersuchung alle zwei bis drei Jahre.
Was Bedeuten die Abkürzungen der Blutwerte?
Blutwerte + Abkürzung | Normwert Frauen | Normwert Männer |
---|---|---|
Albumin (ALB) | 35 – 53 g (bis 60 Jahre) | 35 – 53 g (bis 60 Jahre) |
Antithrombin (AT) | Aktivität : 80 – 130 % Konz . : 0,19 – 0,31 |
Aktivität : 80 – 130 % Konz . : 0,19 – 0,31 |
Bilirubin (BIL) | 0,1 – 1,2 mg / dl | 0,1 – 1,2 mg / dl |
Blut.senk.geschw. (BSG) | ≤ 20 mm (bis 50 Jahre) | ≤ 15 mm (bis 50 Jahre) |
Calcitonin (CT) | 2 – 10 pg / ml (ng/l) | 2 – 48 pg / ml (ng/l) |
Carcino-embryonales Antigen (CEA) | 1,5 – 5,0 μg / l | 1,5 – 5,0 μg / l |
Chlorid (CHL) | 95 – 105 mmol / l | 95 – 105 mmol / l |
Cholesterin (gesamt) | ≤ 160 mg | ≤ 160 mg |
LDL Cholesterin | 160 mg | 160 mg |
HDL Cholesterin | 40 – 60 mg / dl | 40 – 60 mg / dl |
C-reaktives Protein (CRP) | bis 8.2 mg / l ( ≤ 5 mg / l ) | bis 8.2 mg / l ( ≤ 5 mg / l ) |
C3-Komplement (C3) | 0,82 – 1,60 g / l | 0,82 – 1,60 g / l |
C4-Komplement (C4) | 0,16 – 0,46 g / l | 0,16 – 0,46 g / l |
Eisen (FE) | 4,1 – 24 μmol / l | 6,3 – 30,1 μmol / l |
Eiweiß Gesamt (EW) | 66 – 83 g | 66 – 83 g |
Erythrozyten (Ery) | 4,1 – 5,1 Mio . / μl | 4,5 – 5,9 Mio . / μl |
Ferritin (FERR) | 9 – 140 μg / l (20 – 60 Jahre) | 18 – 360 μg / l (20 – 60 Jahre) |
Fibrinogen (FBG) | 1,8 – 3,5 g / l | 1,8 – 3,5 g / l |
Folsäure (FOLS) | 2,0 – 9,1 μg / l | 2,0 – 9,1 μg / l |
Follikelstim.Hormon (FSH) | 2 – 20 IU / l (vor WJ) | 1 – 7 IU / l |
Gamma-GT (GGT) | 40 U / l | 40 U / l |
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) | 31 U / l | 35 U / l |
Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) | 34 U / l | 45 U / l |
Hämoglobin (HB) | 12,0 – 16,0 g / dl | 13,0 – 17,5 g / dl |
Harnsäure (HS) | 2,3 – 6,1 mg / dl | 3,6 – 8,2 mg / dl |
Harnstoff (BUN) | 17 – 43 mg / dl | 17 – 43 mg / dl |
HbA | 1 5,4 – 7,5 % | 5,4 – 7,5 % |
HbA | 1c 4 – 6 % | 4 – 6 % |
International Normalized Ratio (INR) | 0,85 – 1,15 | 0,85 – 1,15 |
Kalium (K) | 3,6 – 4,8 mmol / l | 3,6 – 4,8 mmol / l |
Kalzium (Ca) | 8,6 – 10,3 mg / dl | 8,6 – 10,3 mg / dl |
Kreatinin (KREA) | 0,56 – 0,91 mg / dl | 0,64 – 1,05 mg / dl |
Leukozyten (Leu) | 4 000 – 10 000 / μl | 4 000 – 10 000 / μl |
Lipoprotein (LPA) | 300 mg / l | 300 mg / l |
Magnesium (Mg) | 0,75 – 1,10 mmol / l | 0,75 – 1,10 mmol / l |
Mean Corpuscular Haemoglobin (MCH) | 28 – 33 pg / Zelle | 28 – 33 pg / Zelle |
Mean Corpuscular Haemoglobin Concentration (MCHC) | 33 – 36 g / dl | 33 – 36 g / dl |
Mean Corpuscular volume (MCV) | 80 – 96 fl | 80 – 96 fl |
Natrium (Na) | 135 – 145 mmol / l | 135 – 145 mmol / l |
Nüchternblutzucker (NBZ) | ≤ 100 mg / dl | ≤ 100 mg / dl |
Part . Thromboplastinzeit (PTT) | 26 – 36 Sekunden | 26 – 36 Sekunden |
Phosphat (PHOS) | 0,84 – 1,45 mmol | 0,84 – 1,45 mmol |
Prostataspezifisches Antigen (PSA) | – | T-PSA ≤3 – 4 g/l |
Plasmathrombinzeit (PTZ) | 16 – 24 Sekunden | 16 – 24 Sekunden |
Red Cell Distribution Width (RDW) | 15 % | 15 % |
Renin (ARQ) | 5,0 – 40 pg / ml | 5,0 – 40 pg / ml |
Retikulozyten (RETR) | 2,3 ± 1,2 % | 2,3 ± 1,2 % |
Rheumafaktoren (RF) | 20 kU / l | 20 kU / l |
Saure Phosphatase (PAP) | 4,8 – 13,5 U / l | 4,8 – 13,5 U / l |
Thrombozyten (THRO) | 140 000 – 360 000 / μl | 140 000 – 360 000 / μl |
Thyroxin (T4) | 56 – 123 μg / l | 56 – 123 μg / l |
Trijodthyronin (T3) | 0,78 – 1,82 μg / l | 0,78 – 1,82 μg / l |
Triglyzeride (TRIG) | ≤ 150 mg / dl | ≤ 150 mg / dl |
Transferrin gesamt (TF) | 2,0 – 3,6 g / l | 2,0 – 3,6 g / l |
Thyreoidea stimulierendes Hormon (TSH) | 0,4 – 4,0 mIU / l | 0,4 – 4,0 mIU / l |
Welche Blutwerte deuten auf eine Entzündung hin?
Interessiert man sich für die Entzündungswerte lohnt sich außerdem ein Blick auf die Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Es ist wichtig auf mehrere Werte zu achten, um festzustellen, ob es sich um eine Entzündung handelt, nur ein Wert reicht meist nicht aus (3).
Was sind Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyte?
Bei Leukozyten handelt es sich um die weißen Blutkörperchen. Ihre Anzahl wird bereits beim kleinen Blutbild unter die Lupe genommen. Wird festgestellt, dass die Anzahl der weißen Blutkörperchen in der Blutprobe niedriger ist als der Normwert, könnte dies unter anderem auf Autoimmunkrankheiten, Virusinfektionen oder Krebserkrankung hindeuten.
Die Anzahl der Leukozyten kann allerdings auch zu hoch sein. Ist dies der Fall, deutet es beispielsweise auf eine Infektionskrankheit hin. Jedoch muss der Auslöser keine Krankheit sein.
Zu den Auslösern für eine erhöhte Anzahl können auch bestimmte Medikamente, Stress, Rauchen oder eine Schwangerschaft zählen (4).
Der Wert der Erythrozyten zeigt dir die Anzahl deiner roten Blutkörperchen an. Ist der Wert der Erythrozyten niedrig könnte eine Blutarmut dafür verantwortlich sein. Ein hoher Wert hingegen könnte ein Indiz dafür sein, dass die blutbildenden Zellen des Knochenmarks erkrankt sind (4).
Thrombozyte sind Blutplättchen. Eine zu geringe Anzahl an Blutplättchen könnte beispielsweise auf eine Erkrankung der Nieren, Blutgefäße oder -zellen hindeuten. Ist der Thrombozyt-Wert erhöht könnte im Knochenmark eine Erkrankung der blutbildenden Zellen vorliegen (4).
Was sind Triglyceride?
Sie werden einerseits durch die Nahrung aufgenommen, der Körper bildet Triglyceride allerdings auch selbst in der Leber und im Fettgewebe (5). Sind diese Werte erhöht kann das Risiko für eine Gefäßverkalkung und damit auch für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung steigen.
Was sind meine Leber- und Nierenwerte?
Besonders interessant, wenn wir uns um die Leberwerte sorgen, sind folgende Werte:
- Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) ( weitere Bezeichnung: Aspartat-Aminotransferase (ASAT, AST))
- Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) (weitere Bezeichnung: Alanin-Aminotransferase (ALAT, ALT))
- Gamma-GT (GGT(6)
Sind diese Werte erhöht kann dies als Hinweis auf eine Lebererkrankung sein (7).
Auch die Nierenwerte können häufig von großem Interesse sein, wenn wir eine Blutuntersuchung durchführen lassen. Die folgenden Werte werden unter anderem häufig betrachtet, wenn die Nierenwerte im Fokus des Interesses sind:
- Kreatinin (KREA)
- Kreatinin- oder Inulin-Clearance
- Cystatin C (CysC)(8)
Es ist wichtig zu bedenken, dass diese Werte nicht nur Auskunft über den Zustand der Leber oder der Niere geben, sondern auch auf etwas anderes Hinweisen könnten. Der GOT-Wert wird beispielsweise ebenfalls bei dem Verdacht auf einen Herzinfarkt herangezogen.
Was sind die wichtigsten Blutwerte für Vegetarier und Veganer?
- Vitamin B12
- Vitamin D
- Eisen
- Kalzium
- Zink
- Bitamin B2
- Folsäure
- Jod
Auch bei einer fleischlichen Ernährung lohnt sich ein Blick auf eine potenzielle Mangelernährung. Vermutet man also eine Mangelerscheinung, muss man kein Vegetarier oder Veganer sein um den Schritt zur ärztlichen Untersuchung zu machen.
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Fazit
Auch wenn es manchmal nicht so leicht erscheint Blutwerte zu verstehen, so ist eine Blutuntersuchung doch ein wichtiges Mittel um den eigenen gesundheitlichen Zustand zu checken. Sobald man sich ein wenig über das Thema informiert, wirken die Abkürzungen und Werte auch nicht mehr wie unverständliche Fachsprache.
Blutwerte können einem einen wichtigen ersten Überblick über die eigene Gesundheit geben und Indiz dafür sein, wie man sie verbessern kann und auf was man in Zukunft besser achten sollte.
Wichtig ist jedoch auch, dass man sich bei erhöhten oder zu niedrigen Werten noch nicht gleich verrückt machen darf, da ein Wert noch kein endgültiger Beweis für eine Erkrankung sein muss.
(Titelbild: Anna Shvets/ pexels)
Einzelnachweise (9)
1.
Quinn JG, Tansey EA, Johnson CD, Roe SM, Montgomery LE. Blood: tests used to assess the physiological and immunological properties of blood. Adv Physiol Educ. 2016 Jun;40(2):165-75. doi: 10.1152/advan.00079.2015. PMID: 27068991.
Quelle
2.
Joas, Anke. Blutwerte: Alles, was Sie wissen müssen-Alle wichtigen Werte im Überblick Gesundheitsvorsorge durch Blutchecks. Südwest Verlag, 2008
Quelle
3.
Pharmazeutische Zeitung: Entzündungsmarker Ein Einzelwert reicht nicht, Christina Hohmann, 08.09.2008
Quelle
4.
Uniklinikum-Leipzig: Leukozyten: Thrombozyten & Co.
Quelle
5.
Spektrum: Lexikon der Biologie Triglyceride
Quelle
6.
Hall, P., & Cash, J. (2012). What is the real function of the liver 'function' tests?. The Ulster medical journal, 81(1), 30–36.
Quelle
7.
Der Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen Erhöhte Leberwerte
Quelle
8.
Lopez-Giacoman, S., & Madero, M. (2015). Biomarkers in chronic kidney disease, from kidney function to kidney damage. World journal of nephrology, 4(1), 57–73. https://doi.org/10.5527/wjn.v4.i1.57
Quelle
9.
PETA Veganer beim Arzt. Was Ihr Blutbild verrät!
Quelle